Für Mary Jospin
Kapitel 2 - VON CLOCKS EINKAUF IN DER KRISE
Als Arthur von Klock die Tür seines alten Opels hinter sich zuschlug, schepperte es im Innenraum. Er schob sich die Maske vor Nase und Mund, zog seinen steifen Lederkragen bis über die Ohren und lief mit eigentümlich federnden Bewegungen und nach hinten geschoben Schultern in Richtung Einkaufsmarkt. Kurz nachdem er die Wagenkette passiert hatte, schlug ihm bereits der scharfe Geruch verschiedener Südfrüchte entgegen und er kam nicht umhin, sich die eine oder andere Packung zum späteren Verzehr in den Wagen zu legen, wobei er freilich immer genau darauf achtete, keinem der anderen Gäste zu nahe zu kommen. Er kurvte weiter an den Regalen entlang, an der Kasse ging es jetzt zügig voran. Die Verkäuferin zog seine Artikel mit spitzfingriger Leichtigkeit über den stets piependen Sensor. Eine Kreditkarte ward schnell gezückt, der Pin eingegeben. Etwas verschämt, wie in Gedanken versunken, rieb er den hierzu verwendeten Finger unauffällig an seiner Jeans trocken, auf dass die Viren seiner Vorgänger, welche an den Tasten des Lesegerätes um ihr Überleben kämpften und sich nunmehr in Teilen auch auf seiner Fingerkuppe tummelten, auf der staubigen und vor altem Schweiß und Schmutz stirrenden Hose eines zeitigen Endes entgegensehen würden müssen. Die somit erworbenen Lebensmittel waren dann sehr schnell in den Kofferraum seiner giftgrünen Karre verpackt. Anschließend reinigte er beide Handflächen, Finger für Finger und dann bis zu den Armgelenken hoch, gründlich mit desinfizierenden Tüchern, die er jetzt ständig bei sich trug, sprühte sich das Gesicht mit dem ebenso mitgeführten Spray aus der örtlichen Apotheke ein, rieb sich in einem Ritual routinierter Vorsicht etwas von der beißenden Flüssigkeit in seine Ohren, Nasen- und Augenhöhlen und nahm als krönenden Abschluss der Prozedur noch einen kräftigen Schluck aus der gewundenen Metallpulle, die ihm seit Neuestem stets in der Innentasche seines Jacketts auf dem Herzen lag, um auch den Bereich des Rachens gegen jeden Angriff abzuschotten. Wenig später fiel er in sein Fahrzeug, verließ im hier vorgeschriebenen Schritttempo den Parkplatz und fuhr auf der staubigen Allee Richtung Sonnenuntergang einem langen, ereignislosen Abend entgegen, den er im Gegensatz zu so vielen Zeitgenossen mit zwei Flaschen Rotwein vor dem Fernseher zu verbringen gedachte. Natürlich, wie sonst? Schlafen konnte er vor Angst und Wut auf die herrschende Regierung ohnehin seit einigen Monaten nicht mehr.
Fortsetzung folgt...